Dienstag, 8. November 2011

Joseph & David

Singer-Songwriter / Folk


Joseph Lawrenson und David Henshaw sind zwei Musiker aus Leeds und ihr gemeinsames, relativ junges Projekt nennen sie schlicht und einfach Joseph & David. Viel zu erzählen gibt es über die beiden deshalb auch noch nicht. Noch, denn das als Appetithäppchen für ihre am 19. Dezember erscheinende zweite EP Rise Up The Sun veröffentlichte Falling Wood verspricht weit mehr als durchschnittliche Songwriterkost.


Und bevor ich nun selbst in der Referenzschublade wühle zitiere ich einfach eine Kritik zu ihrer wirklich abwechslungsreichen und unten anzuhörenden Debut-EP So Short Of Time aus dem Jahre 2010: 

"The thought process was, briefly, like this: this sounds like Bon Iver, oh no, its like Damien Rice, no, wait, this is just bloody brilliant. Because it does sound a bit like Damien Rice, particularly during David Henshaw’s more bellowing moments. And the intro to father does bear remarkable comparison to Bon Iver’s Flume. But there is far more to it than that. There are all manner of disparate characteristics and fragments of the familiar [...] Complexly instrumented, lyrically imaginative, yet melodically pristine - genuinely this is folkin’ awesome."


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Dienstag, 1. November 2011

We Were Promised Jetpacks

Indie / Rock

Schottland, dieses gerade einmal 5 Millionen Einwohner starke Land im Norden Großbritanniens, ist schon seit langer Zeit Brutstätte außergewöhnlicher Künstler. Mogwai kommen hier her, Biffy Clyro und Aereogramme oder auch Belle And Sebastian. Vor einigen Jahren schwappte dann im Fahrwasser von u.a. The Twilight Sad und Frightened Rabbit eine neue Welle an jungen Bands zu uns, die sich alle, den schottischen Akzent meist nicht ablegend, irgendwo zwischen euphorischem, tanzbarem Alternative Rock und melancholisch schönem Indie Pop bewegen. Der vermutlich bekannteste Ohrwurm, den diese Strömung hervorbrachte, heißt Quiet Little Voices und stammt von, jawohl, We Were Promised Jetpacks.
Und ebendiese veröffentlichten nun vor wenigen Wochen ihr neues Album In The Pit Of The Stomach, den Nachfolger ihres hochgelobten Debüts These Four Walls aus dem Jahre 2009. Das Video zu Human Error gibt schon einmal die etwas straightere Marschrichtung vor, das komplette Album kann man sich bei den Kollegen von simfy.de anhören. Und auch eine Tour steht an, welche zwar die meisten der großen Medienstädte auslässt, die Jungs im Januar aber unter anderem nach Frankfurt oder Münster führt.

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In The Pit Of The Stomach [2011] im Stream bei simfy.de

Sonntag, 30. Oktober 2011

Radical Face

Singer-Songwriter / Indie / Electronic

So, seit der Zeitumstellung vergangene Nacht hat uns der Herbst endgültig gepackt, die abendliche Dämmerung treibt einen noch früher warm eingepackt auf die Couch und die Bäume, zumindest der vor unserer Küche, präsentieren sich in einem goldgelb leuchtenden Gewand. Und passend dazu veröffentlicht Ben Cooper alias Radical Face sein neues Album, den ersten Teil der ambitionierten The Family Tree-Trilogie, in der er die Geschichte einer fiktiven Familie, den Northcotes, erzählt. The Roots ist im 19. Jahrhundert angesiedelt und den beiden ersten Generationen des Familienstammbaums gewidmet.

We were opposites at birth, I was steady as a hammer
And no one worried 'cause they knew just where I'd be
And they said you were the crooked kind, And you'd never have no worth
But you were always gold to me

Einen Eindruck von dem wundervoll und ausladend instrumentierten Album gibt das Video zu Always Gold. Auch wenn man auf The Roots kaum einen Song findet, der ein ähnliches Hitpotential hat wie das für einen Nikon-Werbespot verwendete Welcome Home des Vorgängeralbums Ghost, so wächst einem die Platte dennoch unglaublich schnell ans Herz und wird zu einem vertrauten Begleiter durch diese herbstlichen Tage.


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Sonntag, 23. Oktober 2011

Dan Mangan

Singer-Songwriter / Indie / Folk

Dan Mangan ist zurück, mit neuer Platte, neuem Video und neuem Label. Die geschmackssicheren Herren und Damen von City Slang haben den 28-jährigen unter ihre Fittiche genommen und holen ihn im Dezember dann auch direkt nochmal für ein paar Konzerte nach Deutschland. Dass diese immer ein ganz großes Erlebnis sind weiß jeder, der den sympathischen Kanadier im Laufe des Jahres auf dem Haldern-, dem OBS-Festival oder einer seiner Clubshows gesehen bzw. sich im Internet durch ein paar seiner Livevideos geklickt hat.
Das erste was einem am neuen Album, das es übrigens in kompletter Länge bei simfy zu hören gibt, auffällt ist, dass diese offensichtlichen kleinen Hymnen wie Robots oder The Indie Queens Are Waiting fehlen. Oh Fortune ist atmosphärisch dichter als sein Vorgänger, wesentlich häufiger wird das Tempo aus den Songs genommen oder sich in Instrumentalpassagen verloren. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Post-War Blues z.B. stürmt mit treibenden Drums nach vorne und das mit einem Video versehene Rows Of Houses überzeugt mit mehrstimmigen, euphorischen Chören. Ein wirklich kurzweiliges und abwechslungsreiches Album, mit dem es für Dan Mangan auch im kommenden Jahr weiterhin steil bergauf gehen sollte.


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Oh Fortune [2011] im Stream bei simfy.de

Sonntag, 16. Oktober 2011

Dobbs Dead

Dark Folk / Blues / Singer-Songwriter

Manchmal macht man die schönsten Neuentdeckungen, wenn man am wenigsten damit rechnet. Ich jedenfalls habe mich vor Kurzem über Tattoostudios in Würzburg informiert, als mir auf der Homepage des renommierten Buena Vista Tattoo Club der Link zum Debütalbum der beiden Inhaber Volker Merschky und Simone Pfaff auffiel. Und was ich dort zu hören bekam, hat sich auf Anhieb hartnäckig in meinen Gehörgängen festgefressen.
Post Mortem Folk, diesen Stempel haben die beiden ihrem Projekt Dobbs Dead aufgedrückt. Ganz so morbide wie die Genrebezeichnung vermuten lässt, geht es auf dem Album Birth dann aber doch nicht zu. Melancholischer Songwriter-Folk erwartet den Hörer, mal düster und schleppend, mal harmonisch, zweistimmig und oft eingängig melodiös. Erinnert fühlt man sich dabei teilweise an Nick Cave, dessen Buddy David Tibet und sein Projekt Current 93 oder den wunderbaren Tom Waits. Für ein in Eigenregie aufgenommenes Debütalbum jedenfalls ist das Ganze beeindruckend gut und viel zu schade eigentlich dafür, seit bald einem Jahr weitestgehend unbemerkt im Internet vor sich hin zu schlummern.


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Samstag, 8. Oktober 2011

Listener

Talk Music / Indie / Hip-Hop

Listener, das sind Dan Smith und Christin Nelson, und was sie machen, nennen sie Talk Music - eine Kombination aus eindringlichem, sperrigem Sprechgesang und einer häufig zurückhaltenden, folkig melodiösen Instrumentierung. Das Album Wooden Heart, welches es in voller Länge auf der Bandcamp-Seite der Band zu hören gibt, erschien in den USA bereits im Sommer des vergangenen Jahres, wartet aber in Deutschland immernoch vergeblich auf einen offiziellen Release und die Aufmerksamkeit, die es schon lange verdient.
Seit gestern gibt es nun ein neues Video zu Falling In Love With Glaciers, welches eindrucksvoll beweist, dass man, eine gute Idee vorausgesetzt, auch ohne viele Requisiten und spektakuläre Aufnahmen ein wirklich fesselndes Ergebnis aus dem Hut zaubern kann. Und wer weiß, vielleicht feiert ja in Zeiten steigender Vinyl-Verkäufe und Handy-Apps, die Fotos modernster Kameras wie alte Polaroids aussehen lassen, auch die Schreibmaschine bald ein Revival...


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Sonntag, 26. Juni 2011

The Horrible Crowes

Indie / Blues / Soul

Manchmal geht alles ganz schnell: Anfang des Jahres erst verkündete The Gaslight Anthem-Frontmann Brian Fallon, dass er zusammen mit seinem britischen Kollegen Ian Perkins an einem neuen Projekt arbeitet. Düster sollte es werden, "Musik für die Nacht". Und auch eine Handvoll namhafter Einflüsse nannte Fallon damals: "Wenn Tom Waits, The National, Bon Iver und Nick Cave eine Band machen würden, wären das The Horrible Crowes". Und jetzt, keine sechs Monate später, sind die Aufnahmen für das Debütalbum Elsie beendet, mit dem 6. September bereits ein Veröffentlichungsdatum gefunden und im Rahmen der von Chuck Ragan organisierten Revival Tour die ersten Liveauftritte in Europa angekündigt.
Mit Black Betty & The Moon gibt es seit vergangener Woche nun eine erste Hörprobe, die zwar in meinen Ohren weniger nach den oben genannten Referenzen als einer der ruhigeren Gaslight Anthem-Balladen klingt, was aber in erster Linie an der markanten Stimme des Sängers liegen dürfte. Dass uns ein tolles Album erwartet, daran zweifle ich kaum, dennoch dürfte es spannend werden, ob es Brian Fallon gelingt, mit The Horrible Crowes Songs zu veröffentlichen, bei denen man im ersten Moment nicht an seine Hauptband denken muss.


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Montag, 20. Juni 2011

Live: Jimmy Eat World

19.06.2011, Batschkapp, Frankfurt

Was für ein Fest! Jimmy Eat World, die wahrscheinlich nicht nur während meiner musikalischen Sozialisierung vor rund 10 Jahren einen Meilenstein darstellten, gaben sich die Ehre und spielten zwischen Festivalauftritten bei u.a. Hurricane, Southside und dem Glastonbury eine kleine, intime Clubshow vor knapp 1000 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter Batschkapp. Auf einen Support wurde zwar verzichtet, aber wie sich im Laufe des Abends zeigte, konnten Jim Adkins, Tom Linton und Co. auch ohne Anheizer den Eintrittspreis von 26,30 € voll und ganz rechtfertigen.
Pünktlich um neun kamen die von einer Keyboarderin unterstützten Musiker auf die Bühne und bereits vor dem dritten Song bewahrheitete sich nach einer Ansage des Frontmanns das, was viele bereits im Vorfeld und spätestens nach dem für einen Opener ungewöhnlich ruhigen Table For Glasses gehofft hatten: Das Batschkapp-Publikum sollte in den Genuss des komplett am Stück gespielten Klassikers, und zumindest in den USA 1999 für Jimmy Eat Worlds Durchbruch verantwortliche, Clarity kommen. Und während die älteren Fans ruhigeren Stücken wie A Sunday oder For Me This Is Heaven andächtig lauschten und die straighteren, allen voran Lucky Denver Mint und Blister, gebührend und lautstark feierten, warteten diejenigen, die die Band überwiegend aus dem heimischen Musikfernsehen oder der Disco kennen, vorerst vergeblich auf ihre Favoriten. Und so verließen die fünf Musiker nach dem wundervollen, gegen Ende mit Vocal-Loops und Glockenspiel zelebrierten, Goodbye Sky Harbor zum ersten Mal die Bühne.
Nach kurzer Pause kehrten Jimmy Eat World zurück und gingen mit Bleed American, dem Opener des gleichnamigen Albums, dieses Mal direkt in die Vollen. Doch wer glaubte, dass nun ein mit Hits gefüllter Zugabenblock folgen sollte, der hat sich schwer getäuscht, denn auch der Clarity-Nachfolger wurde zum 10jährigen Jubiläum in voller Länge gespielt. Bei The Middle und Sweetness tanze und sang erstmals der beinahe komplette Saal, zu Hear You Me schwenkten anschließend einige ihre Feuerzeug-Apps. Your House wurde wegen technischer Probleme kurzerhand übersprungen, offenbarte allerdings zuvor die entertainerischen Defizite der Band, tat man sich doch schwer, die drohende Pause spontan zu überbrücken. Aber bei einer Bühnenpräsenz, wie sie Jimmy Eat World an den Tag legen, ist so etwas zu verschmerzen. Nach knapp zwei Stunden war man dann auch mit dem zweiten Album durch, doch noch immer hatte die Menge nicht genug und lockte die Band mit "Zugabe"-Rufen und tosendem Applaus ein weiteres Mal auf die Bühne.
Ein sichtlich erschöpfter, durch und durch verschwitzter Jim Adkins mobilisierte daraufhin noch einmal alle Kräfte und so verabschiedeten Jimmy Eat World mit einem vier Songs starken "Best Of" der letzten drei Alben, welches in Pain schließlich seinen krönenden Abschluss fand, ein hoffentlich ausnahmslos glückliches und zufriedenes Publikum in die kühle Frankfurter Nacht. Was neben einer tollen Location und dem perfekt abgemischten Sound noch hängen bleibt sind die glasklare und auch live wirklich beeindruckende Stimme von Jim Adkins, eine Setlist, die man sich in der Form eigentlich nur erträumen konnte und die Vorfreude auf ein an selber Stelle hoffentlich ähnlich denkwürdiges Boysetsfire-Konzert in eineinhalb Wochen!

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Clarity [1999] im Stream bei simfy.de
Bleed American [2001] im Stream bei simfy.de

Dienstag, 31. Mai 2011

Waters

Indie / Rock / Lo-Fi

Port O'Brien war eine dieser Bands, die man einfach in sein Herz schließen musste. Grundsympathische Musiker, eingängige Songs zwischen ruhigem Folk und überschwänglichem Indie Rock, dazu bodenständige und ehrliche Texte. Dass diese durchaus teils düster und pessimistisch waren liegt daran, dass Frontmann Van Pierszalowski als Sohn eines Fischers in Alaska aufwuchs und dort häufig wochenlangen unter schwersten Bedingungen auf den Fischkuttern schuftete.
Vor wenigen Wochen nun haben sich Port O'Brien getrennt, doch der momentan in Oslo lebende Pierszalowski hat bereits das nächste Projekt am Start. Waters schlägt in die selbe Kerbe wie schon seine alte Band, etwas schrammeliger nur und mit einer Menge Garagen-Charme. Der erste Auftritt wurde vergangenes Wochenende erfolgreich auf dem Immergut Festival bestritten, in wenigen Tagen folgt eine Supporttour für Wye Oak. Und auch der Titel für die erste LP steht schon fest: Out In The Lights wird sie heißen. Ein Veröffentlichungsdatum gibt es zwar noch nicht, doch allzu lange kann es bei dem Tempo eigentlich nicht mehr dauern, das Waters im Moment vorlegen. (Nachtrag: Nur einen Tag nach diesem Eintrag nennt die offizielle Bandhomepage den September als Veröffentlichungsmonat)


[Waters - For The One]

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Sonntag, 29. Mai 2011

Film: Naokos Lächeln

Drama / Ken'ichi Matsuyama, Rinko Kikuchi, Kiko Mizuhara

Lange hat es gedauert, bis sich endlich ein Regisseur an die Verfilmung eines Romans von Haruki Murakami, einem der populärsten und einflussreichsten Autoren Japans, gewagt hat. Die häufig mit surrealistischen Elementen ausgeschmückten Geschichten galten schon immer als schwer adaptierbar und so ist es nicht verwunderlich, dass sich der aus dem Vietnam stammende Tran Anh Hung für den eher ruhigen Titel Naokos Lächeln, im Original nach dem Beatles-Song Norwegian Wood benannt, entschieden hat.
In wunderschönen Bildern begleitet der Film den 19jährigen Watanabe zu Beginn seiner Studienzeit im Tokio der 60er Jahre. Neben seinen Büchern und dem wachsenden politischen Interesse sind es vor allem die Frauen, die ihm zu schaffen machen:  Hin- und hergerissen zwischen der psychisch labilen Naoko, Jugendliebe seines verstorbenen ehemals besten Freundes und der lebenshungrigen Midori muss er sich bald über seine Gefühle und Wünsche klar werden. Die sehr stimmige musikalische Untermalung stammt aus der Feder von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood, neben seinen Eigenkompositionen befinden sich auf dem Soundtrack aber auch einige Stücke der deutschen Krautrocklegende Can. Alles in allem also ein sowohl visuell als auch akustisch absolut empfehlenswertes Filmerlebnis, das bei uns ab dem 30.6. in den Kinos zu sehen ist.


Links:
Naokos Lächeln bei imdb.de
Naokos Lächeln bei rottentomatoes.com